Infektion
Wie wird FIP diagnostiziert?
Keine andere Krankheit der Katze wird so kontrovers in der Fachwelt diskutiert und sorgt für so viele Missverständnisse bei den Katzenhaltern wie FIP. Unwissenheit und mangelhafte Aufklärung führen immer wieder zu Fehleinschätzungen und Falschaussagen rund um das Thema. FIP ist sehr komplex, aber mit den richtigen Untersuchungen durchaus sicher zu diagnostizieren.
Das diagnostische Gesamtbild setzt sich aus verschiedenen Puzzleteilen zusammen.
Die genauen Informationen zur richtigen Diagnostik bei allen FIP Ausprägungen sind nachzulesen in der Rubrik „DIAGNOSTIK“
Wie infizieren sich Katzen mit dem harmlosen Felinen Coronavirus (FCoV)?
Katzen nehmen den Erreger über Mund oder Nase auf, wenn sie in Kontakt mit infiziertem Kot, Harn oder Speichel kommen. Die Hauptübertragungsquelle der Coronaviren ist dabei der Katzenkot. Coronaviren sterben in der Regel schnell ab, wenn sie ausgeschieden werden. Allerdings gibt es einige FCoV-Stämme, die nach dem Antrocknen auf Oberflächen bis zu 7 Wochen lang bei Raumtemperatur infektiös bleiben. Deshalb können Coronaviren auch indirekt über kontaminierte Kleidungsstücke oder Gegenstände wie Katzentoiletten, Futterschalen oder Schlafkörbe übertragen werden. Die Infektion kommt am häufigsten bei jungen Tieren vor. Welpen infizieren sich meist mit 6 bis 8 Wochen, wenn der Schutz der mütterlichen Antikörper nachlässt. Von einer Übertragung des Coronavirus vom Muttertier auf die ungeborenen Jungen wird zwar berichtet, sie spielt unter natürlichen Bedingungen jedoch keine grosse Rolle. Oftmals zeigen Katzen keine klinischen Symptome, aber scheiden FCoV periodisch aus und dienen so als Ansteckungsquelle für andere Katzen. Die Katzen sind für einige Wochen, Monate oder dauerhaft Trägertiere und geben das Virus an empfängliche Tiere weiter. Allerdings sind viele Tiere in der Lage, eine FCoV-Infektion erfolgreich zu überwinden. Das kann jedoch mehrere Monate bis Jahre dauern.
Die Katze infiziert sich nicht mit dem FIP-Virus, sondern mit dem Felinen Coronavirus. Erst wenn dieses Virus im Körper der Katze mutiert, entsteht die Krankheit FIP. Fast alle Katzen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem an für sich harmlosen FCoV.
Das mutierte FIP-Virus selbst ist nicht übertragbar.
Wie entsteht FIP?
Die FIP-Erkrankung wird durch ein normalerweise harmloses Virus hervorgerufen, welches weit verbreitet ist. Es handelt sich um das sogenannte „feline Coronavirus“ (FCoV). Bei den meisten Katzen verursacht eine Infektion damit, wenn überhaupt, Durchfall und gelegentlich Fieber. Bei Katzen, die an FIP erkrankt sind, ist es zu einer Mutation (Veränderung des genetischen Materials) des Coronavirus gekommen und so daraus das FIP-Virus entstanden. Dies passiert bei ca. 5% der mit Corona infizierten Katzen. Ob es bei einer Corona-infizierten Katze zur Mutation kommt oder nicht, ist abhängig vom Alter, dem Immunstatus, der genetischen Anfälligkeit des infizierten Tieres, der Aggressivität des Infektionsstammes und der Infektionsmenge.
Ein wichtiger Faktor ist der Infektionsdruck, dem eine Katze ausgesetzt ist. Gerade in grossen Gruppen, wo viele Katzen auf engem Raum zusammenleben, ist der Infektionsdruck besonders hoch. Infizierte Tiere deponieren mit ihrem Kot Coronaviren in die Kotkistchen. Dadurch werden die anderen Katzen einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt. Die Benutzung gemeinsamer Kotkistchen ist die Hauptübertragungsquelle für die weite Verbreitung von Coronaviren.
Der Faktor Stress ist ein weiterer wesentlicher Aspekt. In einer Studie waren fast 50 % der Tiere mit FIP einer Stress-Situation ausgesetzt, bevor die Krankheit ausbrach. Hierzu zählten Besitzerwechsel, Aufenthalte in Katzenpensionen und Tierheimen, Impfungen, Kastrationen, Wurmkuren (Kombipräparate), häufige Ausstellungsbesuche sowie Tierarztbesuche. Diese Situationen bedeuten für die Katze eine nicht zu unterschätzende Belastung.
Das Immunsystem spielt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. Ein intaktes Immunsystem kann eine massive Vermehrung der Erreger verhindern. Katzen, die bereits an anderen Infektionen leiden, sind wesentlich anfälliger für das Entstehen einer FIP. Das sind z.B. Infektionen wie die Feline Leukose (FELV) oder das Feline Immunschwächevirus (FIV). Auch Parasiten, Bakterien, chronische Erkrankungen oder vermehrter Einsatz von Kortison oder anderen Medikamenten können das Immunsystem schwächen.
Eine körperlich gesunde Katze, die in einer kleinen, sozial stabilen Katzengruppe lebt, möglichst stressfrei, hat die besten Voraussetzungen, nach einer Coronavirus-Infektion niemals an FIP zu erkranken.
Verlauf einer Infektion
Zu Infektionsbeginn wird das feline Coronavirus, welches vorwiegend mit dem Kot infizierter Tiere ausgeschieden wird, über den Nasen-/Rachenraum aufgenommen. Das mutierte FIP-Virus selbst ist nicht übertragbar.
Die aufgenommenen Coronaviren setzen sich im Dünndarm an die Oberfläche von Darmzellen, in die sie anschliessend eindringen. Sie vermehren sich in diesen Zellen und zerstören sie dabei. Die dabei frei werdenden Viren infizieren anschliessend neue Zellen und werden mit dem Kot ausgeschieden.
In der Umwelt überlebt das Coronavirus meist nur kurz, kann aber auf Oberflächen bis zu 7 Wochen infektiös bleiben und so auch über Kleidung und Gegenstände übertragen werden.
Nun werden auch die Makrophagen, eine bestimmte Zellgruppe des Immunsystems, befallen und das Virus mit ihnen im Körper verbreitet. Je öfter oder je mehr Viren aufgenommen werden und je höher die Virusvermehrung ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit der Mutation. Aus diesem Grund sind Katzen in Mehrkatzenhaushalten öfters betroffen, da sie bei jeder Benutzung der gemeinsamen Katzentoilette erneut Viren aufnehmen, wenn eine Virus-ausscheidende Katze unter ihnen ist. Ungefähr 14 Tage nach der Mutation hat sich das Virus im Körper verbreitet. Das Immunsystem versucht mit Antikörpern gegen die FIP-Viren vorzugehen. Dabei entstehen sogenannte „Antigen-Antikörper-Komplexe. Diese Komplexe wiederum und die durch das FIP-Virus veränderten Reaktionen des Immunsystems verursachen die Mehrzahl der Symptome. Es ist also nicht das Virus selbst, welches zu den Symptomen führt, sondern die Immunantwort des eigenen Körpers. Erste Symptome treten wenige Wochen bis maximal 18 Monate nach der Mutation auf.